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Wirklich?

Um unseren systemtheoretisch und konstruktivistisch ausgerichteten Arbeitsansatz zu verdeutlichen, eignen sich folgende kleine Geschichten:


Vielleicht

In einem schrecklich armen Dorf in China lebte, als der himmlische Kaiser noch regierte, ein Bauer. Die Leute im Dorf hielten ihn für reich, denn er besaß ein Pferd. Mit diesem Pferd pflügte er sein Feld und transportierte schwere Lasten.

Eines Tages jedoch lief sein Pferd auf und davon. Alle Nachbarn des Bauern kamen zusammen, gestikulierten, jammerten und klagten: „Wie groß ist dein Verlust!“ Doch der Bauer meinte nur: „Vielleicht“.

Wenige Tage darauf kam das Pferd zurück, in seinem Gefolge trabten zwei Wildpferde. Wieder liefen alle Nachbarn zusammen, sie freuten sich und priesen den Bauern glücklich, aber der Bauer sagte nur: „Vielleicht“.

Am Tag darauf versuchte des Bauern Sohn eines der Wildpferde zuzureiten. Doch das Pferd warf ihn im hohen Bogen ab, und er brach sich ein Bein. Wieder liefen alle Nachbarn zusammen, jammerten, wehklagten und bedauerten sein Missgeschick, aber der Bauer sagte nur: „Vielleicht“.

Eine Woche später kamen die Offiziere des himmlischen Kaisers ins Dorf, um die jungen Männer für den Krieg gegen die Feinde im Norden auszuheben. Des Bauern Sohn nahmen sie nicht mit, weil sein Bein gebrochen war. Alle Nachbarn sagten dem Bauern, welches Glück er gehabt habe, doch der antwortete nur: „Vielleicht“.
(aus China)

Gesucht

Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: „Meinen Schlüssel.“ Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: „Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster."
(Paul Watzlawick)

Noch eine Geschichte

Paul Watzlawick erzählt von einem interessanten biologischen Experiment:
In einer Versuchsanordnung sind zwei Käfige, die durch einen Korridor miteinander verbunden sind. In einem Käfig sitzt eine hungrige Ratte, in dem anderen steht ein Napf voll leckerem Futter. Das Experiment ist so angelegt, dass beim Öffnen des Rattenkäfigs, sich die Ratte beim Queren des Flures mindestens 5 Sekunden Zeit lassen muss, bevor sie mit der Nase an die Tür des Futterkäfigs stößt. Erreicht sie den Futterkäfig früher, bleibt dessen Tür verschlossen. Eine Ratte war so aufgeregt, dass sie dreimal mit dem Kopf gegen die Wand des Korridors stieß. Dies „bremste“ sie derart, dass sie über 5 Sekunden für den Weg zum Futternapf brauchte - und die Tür öffnete sich. Der Kopf der Ratte war blutig, doch sie wurde so richtig satt. Die Ratte hatte eine Wahrheit gelernt.

Sie erzählte allen Ratten im Freundeskreis, ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln ihre Wahrheit: „Wenn ihr im Leben nicht verhungern wollt, müsst ihr dreimal mit dem Kopf gegen die Wand laufen, dann werdet ihr satt!“ Diese Ratte hat recht. Diese Ratte wird niemals verhungern. Was die Ratte nicht weiß, ist, dass es unendlich viele andere Möglichkeiten gibt, dass sich die Tür zum Glück öffnet. Sie könnte lachend, tanzend, von anderen Ratten verliebt träumend, singend, oder, oder, oder... gemütlich durch den Flur gehen.


So arbeiten wir in unseren Beratungsprozessen, wir öffnen die Konstruktionen von Wirklichkeit und suchen - mit Ihnen - nach anderen „preiswerteren“ Möglichkeiten.